Ein Goban
Anleitung und Erfahrungsbericht
Bild 1: Großvater Klaus beim Abrichten mit dem Hobel.
Als mich vor etwa einem Jahr, mein örtlicher Spielehändler (bei welchem SERVICE so großgeschrieben wird, dass man seine Spiele im Laden erklärt bekommt und testen darf - danke Peter) an Go führte, war einer der Gründe, weshalb es mich faszinierte das besonders edle Spielmaterial. Da ich mir zu diesen Zeitpunkt aber kein Brett in der höheren Preisklasse, zu der nun mal die Tischbretter mit eingelegten Linien zählen, leisten wollte und konnte, beschloss ich mir eines selber zu basteln. Hinzu kam, dass mein Großvater eine sehr gut ausgestattete Holzwerkstatt besitzt, in welcher ich mein Brett mit seinem Rat und auch seiner Tat (an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön, Klaus (In Bild 1 zu sehen.)) fertigen konnte. Die Idee zum Bau meines ersten Gobans war geboren.
Bild 2: Die Bohle.
Alles begann mit der Auswahl der richtigen Holzsorte sowohl für die Spielfläche, als auch für die Linien und Hoshi. Entschieden haben wir, also mein Großvater und ich, uns für Esche und Wenge. Esche hauptsächlich wegen des gelblichen Scheins und der klaren Maserung, Wenge da es ein sehr dunkles, hartes Holz mit sehr feiner Maserung ist und gut mit Esche harmoniert. Bei beiden Rohmaterialien handelte es sich um abgelagerte Bohlen (Scheiben eines Baumstammes). Die Dicke der Eschenbohle betrug ca. 5cm, Die der Wengebohle ca. 2,5cm. Zu bekommen sind solche Holzbohlen beim Holzfachmarkt (hiermit sind aber nicht die gängigen Heimwerkermärkte gemeint) je nach Ablagerung und Qualität und pro Brett für etwa 100 ¬ (Materialkosten insgesamt).
Als nächstes begann die Suche nach den "richtigen" Abmessungen. Hierbei war Steffens Homepage (siehe Ausdruck an der Wand im Bild 2) sehr hilfreich. Ich lernte bei meinen Nachforschungen, dass ein Standartgobrett 1,5 Shaku * 1,4 Shaku groß ist (Shaku ist ein altes japanisches Maß. Ein Shaku entspricht 30,30cm also 45,45cm * 42,42cm.) und üblicherweise 5 Sun (Ein Sun = 0,1 Shaku) hoch ist (also 15,15cm). Da ich mich aber, auch aus Kostengründen, für ein Tischbrett entschieden hatte, sollte mein eigens Gobrett nur 5 6cm hoch werden.
Bild 3: Das Schneiden der Linien.
Nun waren alle Unklarheiten beseitigt und die Arbeiten konnten Beginnen. Zuerst haben wir mit dem Schneiden der Bretter aus der Bohle begonnen (siehe Bild 2) und diese anschließend abgerichtet. Splint an Splint und Kern an Kern (der Langzeitstabilität halber) wurden die Bretter zu zwei Brettern, jeweils etwas größer als eine Spielfeldhälfte, verleimt. - Unser Hobel konnte breiten jenseits von 38cm nicht mehr aufnehmen. - Danach wurden die Bretthälften zu einem großen Brett verleimt.
In der Zwischenzeit hatte ich aus der Wengebohle lauter kleine Brettchen für die Linien geschnitten (55cm * 2,2cm * 1,1mm) (Siehe Bild 3). Da auf Grund falscher Materialeinschätzung meinerseits und auf Grund des hohen Verschnittes (ja genau es ging mehr Material beim Schneiden der Linien verloren als hinterher übrig blieb, na ja die Überreste der Wenge waren auch interessant. Sie sahen aus wie gemahlener Kaffee.) zu wenige Streifen entstanden waren (...ja, ein Gobrett hat 38 Linien) beschloss ich, die Streifen der Länge nach aufzutrennen. Außerdem habe ich aus der Wengebohle für die Hoshi-Punkte noch ein Rundholz hergestellt.
Bild 4: Das L-Profil im Einsatz.
Bild 5: Die Linien werden eingearbeitet.
Nun hatte ich also ein Brett, 38 Streifen und 9 Hoshi Rundhölzer aber der schwierige Teil sollte noch beginnen. Zum Einlegen der Linien mussten parallele Linien mit präzisen Abständen auf das Brett kommen. Hierzu machten wir eine kleine Konstruktion mit Hilfe eines Alu L-Profils, welches so in die späteren Linien-Rillen passen musste, dass es keine Schrägverschiebungen gab (Siehe Bild 4)). Nun wurde eine Rille geschnitten, das Brett anschließend in die vorhandene Rille eingesetzt und die Nächste geschnitten, dieser Vorgang wiederholte sich bis alle 19 Linien einer Richtung geschnitten waren. Dann wurden die ersten Linien eingesetzt und verleimt. Anschließend wurde das Brett auf der Oberfläche grob zur Weiterverarbeitung geschliffen. Nach diesem Vorgang wurde die zweite Richtung ebenfalls auf gleiche Weise bearbeitet. Danach wurden an den Hoshi-Punkten Bohrungen eingelassen und diese mit den Rundholzabschnitten gefüllt. Da mir das Brett im Laufe der Bastelei zu dünn geworden war, beschlossen wir einen Rahmen zu bauen, dieser half uns auch bei der Frage wie mit den Überstehenden Linien zu verfahren sei.
Der Rahmen wurde mit Hilfe von Lamellendübeln angebracht (Ebenfalls wieder wegen der Langzeitbeständigkeit (Siehe Bild 6))
Bild 6: Der Rahmen wird angeklebt.
Nun folgte ein Schleifmarathon. Alle Flächen wurde erst grob mit Maschine wie Band- und Rutschschleifer und anschließend von Hand mit Schleifpapieren unterschiedlicher Körnung (grob bis sehr fein) bearbeitet. Als das Brett Aal-glatt war wurde es zuerst einmal mit flüssig Grundierung für Wachs eingelassen. Nach dem Trocknen mit Stahlwolle (00) poliert, anschließend mehrere Male mit Flüssighartwachs, welches mit einem Lappen aufgetragen wurde, eingelassen, und jeweils nach dem Trocknen wieder Zwischenpoliert (erneut mit Stahlwolle 00). Nach der letzten Schicht wurde das Brett noch mit einem Lappen poliert und so auf Hochglanz gebracht.
Auf meinem letzten Bild sieht der verehrte Leser ein Bild des fertigen Goban inklusive der Holzdosen Hell für 8,5mm Steine und 8mm Steine (beide vom Verlag Hebsacker) unter das Brett wurde ein Streifen bzw. unter die Dosen eine Scheibe eines Filzteppichs geklebt, um die Unterlage (Tisch) zu schonen.
Das fertige Brett
Über den Autor
Mirko Achtelik lebt in Schwäbisch Hall und ist Jahrgang 1978.
Er kann unter der email-Adresse -- benutze bitte das Kontakt-Formular -- erreicht werden.