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Was ist GO?

Go kann man in fünf Minuten lernen, aber es dauert ein Leben, bis man darin zum Meister wird.

Geschichte

Go ist ein Brettspiel, das seinen Ursprung in China hat und dort "WeiQi" heißt (ein Bild von den "Gerätschaften", die man zum Gospielen braucht, gibt's weiter unten). In Korea wird es "Baduk" und in Japan "Igo" genannt (einen dieser Begriffe sollte man auch bei einer Suche im Internet benutzen, da im Englischen "Go" doch recht häufig vorkommt ).

Sein Anfang reicht etwa 4000 Jahre zurück. Damals wurde aber noch nicht echtes Go gespielt, denn das Brett und die schwarzen und weissen Steine dienten anfangs wohl als astrologische Himmelskarte zur Wahrsagerei, indem man die Steine auf das Brett warf und aus dem entstandenen zufälligen Muster die Zukunft vorhersagte. Die beiden unterschiedlichen Farben der Steine symoblisierten hierbei das dem chinesischen Denken zugrundeliegende Prinzip 'von Yin und Yang'.

Um das 7. Jh. v.u.Z. jedoch wurde aus dem "Steinewerfen" ein gezieltes "Setzen" und das strategische Brettspiel, so ähnlich wie wir es heute kennen, war geboren. Im 8. Jh. unserer Zeitrechnung gelangte es nach Japan, wo es ein paar Änderungen erfuhr und weiterentwickelt wurde. Die größte Neuerung, die Go durch die Japaner erfuhr, ist die, dass das Brett am Anfang leer ist. Die Chinesen setzten noch jeweils 2 Steine eines Spielers auf bestimmte Punkte des Spielfelds (zwei nebeneinander liegende 4-4 Punkte, d.h. die Punkte, die jeweils 4 Kreuzpunkte vom Rand entfernt sind), ähnlich den Vorgabesteinen (siehe Vorgabesystem) von heute, jedoch für beide Spieler. Dies macht Go weniger festgelegt und dadurch wesentlich interessanter. Deshalb sind die meisten Begriffe, die im Go benutzt werden, japanisch. Und man kann Go durchaus als japanische Erfindung bezeichnen.

Einführung

Das Spielfeld besteht aus 19 waagrechten und senkrechten Linien, auf deren Kreuzpunkten (und nicht etwa dazwischen! ) gespielt wird. Weitere Standardgrössen sind 9x9 und 13x13. Jedoch ist prinzipiell die Grösse des Brettes variabel, d.h. es sind auch 17x17 und 32x32 spielbar und durchaus interessant.

Die Linien werden, ähnlich dem Schach, mit den Zahlen 1-19 und den Buchstaben A-T gekennzeichnent (bei anderen Brettgrössen entsprechend).

'Spielen' heißt im Fall von Go 'Steine setzen'. Anders als im Schach sind beim Go alle Steine gleich und jeder Stein kann überall hin gesetzt werden (wobei es zwei Ausnahmen gibt: die Selbstmordregel,  und die Koregel. Dazu bei den Regeln mehr). Zwei Spieler setzen abwechselnd Steine der eigenen Farbe, also entweder einen schwarzen oder einen weissen Stein, auf die Kreuzpunkte des Bretts. Gesetzte Steine dürfen nicht mehr bewegt werden, sie bleiben dort, wo sie einmal gesetzt wurden, liegen. Sie können jedoch vom Brett genommen werden, wenn sie auf allen waagrecht und senkrecht anschließenden Feldern (Kreuzpunkten) von gegnerischen Steinen umgeben sind. Dies nennt man 'fangen' oder 'werfen'. Man sagt dann auch, dass ein Stein keine Freiheiten mehr hat. Eine weitere Möglichkeit Punkte zu erzielen ist es, leere Felder mit eigenen Steinen so einzuschließen, dass der Gegner nicht mehr in der Lage ist, die Steine, die dieses Gebiet umschliessen, zu werfen. Das nennt man 'Gebietmachen'. Von Steine bzw. Gruppen von Steinen, die nicht mehr vom Gegner gefangen werden können, sagt man, sie 'leben'. Damit eine Gruppe von Steinen uneingeschränkt lebt, benötigt sie mindestens zwei "Augen". Ein Auge besteht aus leerem Gebiet, umschlossen von Steinen einer Farbe

Beispiel für 'Augen'

  1. Stellung mit einem Auge

    Diese Stellung hat erst ein Auge und lebt damit noch nicht uneingeschränkt.

  2. tote Stellung

    Würde Weiss diese Stellung umschliessen können, so würde ein weiterer weisser Stein ins Auge (im Bild markiert mit einem Kreis) dieser Gruppe alle Freiheiten der Gruppe nehmen. Sie wäre somit gefangen und würde vom Brett genommen werden!

Regeln

Go hat eigentlich nur drei Regeln, die ich hier nochmal kurz zusammenfassen will:

  1. Satzregel

    Die Spieler setzen abwechselnd einen Stein ihrer Farbe.

  2. Schlagregel

    Ein Stein oder mehrere verbundene Steine (eine "Gruppe") wird vom Brett genommen und damit gefangen, wenn alle waagrecht und senkrecht anschliessenden Kreuzpunkte ("Freiheiten") dieses Steins oder dieser Gruppe von gegnerischen Steinen besetzt sind.

  3. Ko-Regel

    Auf dem Brett darf nicht dieselbe Situation entstehen, wie sie im Verlauf des Spiels schon einmal bestand (Dies nennt man Ko). Schlägt also ein Stein einen anderen, so darf man den schlagenden Stein nicht sofort wieder zurückschlagen, selbst wenn dies möglich wäre, wenn danach dieselbe Situation auf dem Brett entstehen würde wir vor dem ersten Schlagen.

Das sind die Grundzüge, nach denen eine Partie Go gespielt wird. Es gibt spezielle, teilweise auch recht komplizierte Erweiterungen (z.B. die Ko-Regeln nach Ing, etc.), aber im Grunde genommen spielt man Go nur nach diesen drei Regeln. Übrigens eine hervorragende Seite zu den (verschiedenen) Go-Regeln ist die Homepage von Robert Jasiek.

Noch eine weiter Regel besteht: Die schon weiter oben erwähnte Selbstmordregel. Es ist nämlich verboten einen Stein so zu setzen, dass er oder die mit ihm verbundenen Steine keine Freiheiten mehr haben und vom Spielfeld genommen werden müßten.

Ach ja, das Spiel ist vorbei, wenn beide Spieler sich darüber geeinigt haben, dass es keine sinnvollen Züge mehr gibt. Dies erfolt indem beide hintereinander 'passen'. Passt ein Spieler, der andere jedoch nicht, wird solange weitergespielt, bis beide hintereinander gepasst haben.

Mathematisches: Anzahl der Zugmöglichkeiten

Die Zugmöglichkeiten, die das große (19x19) Spielfeld erlaubt, sind so groß (10^761), daß sie die des Schach bei weitem überschreiten (Schach: 10^120 Zugmöglichkeiten). Dies und die einfachen Regeln, die in ihrer Anwendung schwierig sind, machen Go komplex und zu einem guten Beispiel von Emergenz:

Das Ganze ist grösser als die Summe seiner Teile.

Das Vorgabesystem

ein Spielfeld
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Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Go ist die Möglichkeit, Unterschiede in den spielerischen Qualitäten der beiden Kontrahenten auszugleichen. Dafür gibt es im Go das Konzept der Vorgabesteine. Vorgabesteine werden auf bestimmte Kreuzpunkte des Spielfeldes gesetzt, die durch runde Verdickungen auf den meisten Brettern angezeigt werden (Auf einem 19x19-Feld sind es die je vier 4-4 und 10-4 Punkte, sowie der 10-10 Punkt). Dies ermöglicht es auf konventioneller Basis bis zu 90 Punkte bei Amateuren (durch die maximale Anzahl der Vorgabesteine von 9, jeder Vorgabestein zählt dabei ca. 10 Punkte), die dem einen Spieler auf den anderen Spieler an Stärke fehlen, wettzumachen.

Bei Profis sieht das jedoch anders aus. Für sie sind neun Vorgabesteine nämlich soviel wert wie 160 Punkte, da Profis annähernd gleich stark sind und so die Vorzüge von Vorgabesteinen besser ausnutzen können. Normalerweise gibt es in Profipartien aber keine Vorgabesteine. Es wird sogar ausgelost, wer schwarz nimmt. Dies geschieht durch Raten einer der Spieler, ob die Anzahl einer zufällig gegriffenen Menge von Steinen gerade oder ungerade ist. Dieser Vorgang wird 'nigiri' (wörtlich 'geballte Faust') genannt.

Generell ist die Anzahl der Vorgabesteine, die der bessere dem schlechteren Spieler geben kann, jedoch fast unbegrenzt (bis zu 19x19-1=360 Steine ). So kann es auch schon mal vorkommen, dass ein sehr überlegener Spieler seinem Kontrahenten die neun gewöhnlichen Vorgabesteine und zusätzlich 20 Steine gibt, wobei Schwarz die Lage des zehnten und aller weiteren Steine für gewöhnlich selbst bestimmen kann. Mehr als die gewöhnlichen neun Vorgabesteine werden aber nur selten gegeben.

Berechnung: das Graduierungssystem

Zur Ermittlung der Anzahl der Vorgabesteine bedient man sich im Go verschiedenen Graden, in die die Spieler eingeteilt sind. Die Graduierung zerfällt wie beim Judo grob in kyu- (Schüler-) und dan- (Meister [eigentlich 'Stufe']-) Grade. Es gibt gewöhnlich 30 kyu-Grade und 6 (amateur-) dan-Grade. Neben den dan-Graden der Amateure gibt es noch welche für professionelle Go-Spieler. Diese dan-Grade werden dann nicht mehr mit "d" für Dan abgekürzt, sondern zur Unterscheidung zu den Amateuren mit "p". Professionelle Dans sind stärker als ein 6. amateur-Dan (d.h. die professionelle Skala beginnt nach einem amateur 6d mit 1p). Die kyu-Grade werden mit sinkender (kleinerer) Zahl besser, die dan-Grade mit steigender. Ein Grad Unterschied macht einen Vorgabestein aus. [Ein 1kyu Spieler ist also um einen Stein schlechter als ein 1dan Spieler. Ein Vorgabestein ist dann gleichbedeutend mit "der Spieler spielt schwarz"; ein 15kyu gibt einem 20kyu 5 Vorgabesteine, usw.]

Diese Richtlinie gilt bei Profis allerdings nicht mehr. Der Unterschied in der Spielstärke zwischen einem profi-1dan und einem profi-9dan beträgt nämlich nur noch ca. 2 Steine.[http://cns.nyu.edu/~mechner/go/kyu.html]

Beim Go ist schwarz die Farbe desjenigen, der den ersten Zug macht. Er ist meist der weniger gute Spieler, da der erste Zug eine größere Auswahl bietet - also den Charakter der Partie bereits einschränkt - und Weiß dadurch im Nachteil ist. Um diesen Nachteil auszugleichen wurde das Komi eingeführt.

Komi

Komi ist ein Wert, der zu den Punkten von Weiss gezählt wird und diese 'Ungerechtigkeit' bei gleich guten Spielern ausgleichen soll. Über den richtigen Wert des Komi wird noch diskutiert. Daher unterscheidet sich das Komi in den verschiedenen Regelwerken, die es (teilweise) von Go-Verband zu Go-Verband gibt. Der Wert des Komi ist meist jedoch ungerade, um unentschiedene Partien (Dieses Spielergebnis wird 'jigo' genannt)) zu vermeiden. Auf IGS (dem InternetGoServer) z.B. liegt der Wert des Komi bei einem Spiel zwischen gleich guten Spielern bei 5,5 Punkten. Bei einem Grad Unterschied beträgt das Komi 0,5 Punkten, um eben ein Unentschieden vermeiden zu können.

Komi gibt es also nur bei gleich guten Spielern. Bei einer Spielstärke Unterschied gibt es kein Komi (d.h. ausser 0,5 Punkte). Bei zwei Spielstärken Unterschied und mehr gibt es den Unterschied in Vorgabesteinen.

ein altes Vorgabesystem

Nach einem Thread in de.rec.spiele.brett+karten, der am 03.11.2001 gestartet wurde und dessen Startnachricht die Message-ID <3BE413CE.42481319@tenuki.de> hat, stammt die oben beschriebene Vorgaben-Variante aus der Nachkriegszeit. Das vorherige Vorgabe-System sah wie folgt aus:

Der stärkere Spieler hat Weis und bekommt volles(!) Komi (also z.B. 5,5 oder 6,5 Punkte).

Die Anzahl der Vorgabesteine berechnet sich aus Spielstärkeunterschied + 1. D.h. also, dass ein 1dan einem 1kyu zwei(!) Steine als Vorgabe gibt und selbst 5,5 Punkte als Komi erhält.

Dieses System ist IMO besser, weil für jede Spielstärkedifferenz dieselbe Regel zum Berechnen der Vorgaben verwendet wird. Dieses System ist auch im Übergang von einem auf zwei Steine Vorgabe linear. Zu beachten ist vielleicht, dass der letzte Stein der Vorgabe frei platziert werden darf (wenn nicht Vorgabesteine generell frei platziert werden dürfen), da er bereits als regulärer Zug von Schwarz gilt. Schwarz fängt also auch bei Vorgabepartien an. Nicht, dass nach dem Platzieren der Vorgabesteine quasi Weiss den ersten Zug macht.

Einige interessante Auszüge aus diesem Thread gibt's auch als Text-Datei...

Goban, das Spielbrett
Hier ein Brett mit Steinen und Kirschholzschalen
Mehr davon gibt's z.B. bei Kiseido.

Weiterführendes

Wenn Du jetzt Interesse an Go gefunden hast, empfehle ich Dir Igo zu laden. Es ist der beste Go-Computer (Die Shareware-Version von "Many Faces of Go"), der auf einem 9x9 Felder Brett spielt und eine sehr gute Erklärung der Regeln beinhaltet (hier kannst du die Windows-Version herunterladen). Nachdem Du Dich auf diesem kleinen Spielfeld mehrmals geübt hast und die Regeln anwenden kannst, sind TurboGo und Ezgo Go-Computer, die auf einem bis zu 19x19 großen Feld spielen können.

Die Links zu den Programmen findest du im BGA Software Catalogue.

Oder du willst über das Internet mit Menschen Go-spielen, vielleicht weil es bei dir in der Umgebung keinen Go-Club gibt, oder du noch keinen kennst? Dann ist die nächste Seite was für dich...

Viel Spaß beim 'Go'en!